Film & Talk

Letzten Freitag hatten wir eine spannende Gesprächsrunde mit Benedikt Heyl, von GermanZero, Stefan Wenzel, MdB für das Bündnis 90/Die Grünen, und Robert Busch, Geschäftsführer vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft.

Gespräch der Filmreihe # 2030: Energiewende demokratisieren

Freitag, 01.04.2022 18 bis 21 Uhr im Kino Delphi Lux

Letzten Freitag hatten wir eine spannende Gesprächsrunde mit Benedikt Heyl, von GermanZero, Stefan Wenzel, MdB für das Bündnis 90/Die Grünen, und Robert Busch, Geschäftsführer vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft.

Zentrale Themen der Diskussionsrunde nach dem Film waren regulatorische Hürden und die sozialen Herausforderungen der notwendigen Energiewende. Eine oft gestellte Frage: Ist Energiesicherheit überhaupt ohne fossile und nukleare Energieträger technisch möglich? Die Antwort? Einstimmiges „Ja“.

Oft fanden die Schwierigkeiten durch Bürokratie Erwähnung in verschiedensten Formen. In unserem Gespräch gab es dazu vielfache, fast absurde, Beispiele, die die regulatorischen Herausforderungen verdeutlicht haben.

Ein Beispiel: Es wird Energie durch PV von den Besitzer:innen eines Mehrfamilienhauses gewonnen. Die Personen, die ebenfalls in dem Haus wohnen, sind möglicherweise sogar mit den Besitzer:innen befreundet. Wird der Strom unter den Nutzer:innen geteilt und möchten die Mietenden dafür bezahlen, stehen den Beteiligten hohe bürokratische Hürden bevor. Obwohl der Strom nie ans Netz gehen wird, werden die Beteiligten einen Direktvermarktungsvertrag miteinander abschließen und Energiesteuer zahlen müssen. Das Rechercheteam von GermanZero hat sich drei Tage mit diesem Prozess beschäftigt, um ihn nachzuvollziehen. Für resiliente dezentrale Systeme muss das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) also auch eine Entbürokratisierung beinhalten.

Auf technischer Seite braucht eine resiliente Energiewende dezentrale und vielfältige Strukturen. Anders als jetzt wird es dann weniger Versorgung durch einzelne große Unternehmen gehen. Im Mittelpunkt stehen dann verschiedene, von den regionalen Standortbedingungen abhängige Lösungen. Darunter die Nutzung von Autospeichern und die Umsetzung von Quartierskonzepten, in denen viele Haushalte an der gemeinsamen Energiesicherheit beteiligt sind. Die Beteiligung von Bürger:innen ist also unerlässlich. Es bedarf vielseitig an Umschulungen von Handwerker:innen und Akzeptanz für die Umsetzung. Ein wichtiger Punkt dazu ist zum Schluss unserer Debatte deutlich geworden ist: Das Wissen über die technischen Lösungen ist noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen.

Alle Interessierten, die gerne genaue Zahlen zur Energiewende haben möchten, können sich dazu das letzte Update der Studie vom Bundesverband erneuerbare Energien und vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ansehen: „Studie: Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem – Update Klimaneutralität 2045“

Hier könnt Ihr das ganze Gespräch, moderiert von Lidia Perico (SBNE), nachhören:

Über die Gesprächsgäste:

Stefan Wenzel ist seit 2021 Bundestagsabgeordneter und ist neuer umweltpolitischer Sprecher der Grünen und im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Er ist bereits seit den 90er Jahren aktiv in Anti-Atom-Initiativen. In den letzten Monaten hat er sich vermehrt gegen Anträge der AfD, die sich für Kernenergie einsetzt, im Bundestag ausgesprochen und die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien aufgezeigt.

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft setzt sich auf nationaler und EU Ebene für seine Mitglieder aus der Energiewirtschaft ein. Sein Leitbild sieht im Zentrum die Umsetzung der Energiewende auf Basis der erneuerbaren Energien. Im letzten Statement zum zweiten Entlastungspaket der Ampel forderte Robert Busch erneuerbare Energien zu beschleunigen, Erdgasförderung zu beenden und Verbraucher besser zu entlasten.

GermanZero ist eine Klimaschutzorganisation, die sich für ein klimaneutrales Deutschland bis 2035 einsetzt. Dazu hat die vor zwei Jahren gegründete Organisation ein 1,5-Grad-Maßnahmenkatalog erarbeitet, das in einen juristisch geprüften Gesetzesentwurf übersetzt und kürzlich an die Bundestagsfraktionen der SPD, FDP, Grünen, CDU/CSU und Linken übergeben. Die Maßnahmen beziehen sich auf verschiedene Sektoren: CO2 Bepreisung, Landwirtschaft, Industrie, Gebäude & Wärme, Verkehr, internationaler Ausgleich und Energie. Benedikt Heyl ist Koordinator für Treibhausgasbilanzierung.