Partnerschaften

Partnerschaftsprojekt Kalpitiya/Sri Lanka – Charlottenburg-Wilmersdorf/Deutschland

Partnerschaftsprojekt zu Themen der Agenda 2030

Kreativworkshop mit Marie Wolf in 2020

In 2019 starteten der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und die Gemeinde Kalpitiya/Sri Lanka ihr Partnerschaftsprojekt. Das Berliner Start Up Merijaan und das sri lankische Kitesurfing Camp und Schule Kitesurfing Lanka initiierten den kommunalen Austausch mit der Stabsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung (SBNE) rund um die Themen Meeresschutz, Plastikmüllvermeidung und Sustainable Development Goals (SDG). Ausgangspunkt ist die Zunahme an Plastikmüll an den Stränden Kalpitiyas gewesen. Dieser Plastikmüll beeinflusst die Lebensgrundlage der Einwohner:innen vor Ort, denn die Fischerei und der Tourismus bilden 2 wichtige Arbeitsbereiche der Region.

Ziel der Partnerschaft ist es sowohl in Deutschland als auch in Sri Lanka öffentlichkeitswirksam und mit Vermittlung von Bildungsaspekten, Themen wie Meeresschutz, Müllvermeidung, Müllsammlung, Recycling, Upcycling zu behandeln und erlebbar zu machen. Die Gegebenheiten in Sri Lanka mögen andere sein als in Deutschland, dennoch eint beide Länder die Anerkennung des Problems von ansteigenden Abfallaufkommen und die Fragestellung, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, die Abhilfe schaffen können. Dieses Partnerschaftsprojekt stellt sich den Herausforderungen des SDG 17, namentlich im Rahmen der Nord-Süd-Zusammenarbeit, auf regionaler und lokaler Ebene.

Mit dem Besuch der Partner:innen aus Sri Lanka zum World Clean Up Day 2019 in Berlin und dem Gegenbesuch der Berliner:innen in Sri Lanka im Februar 2020 entstand die Idee, ein gemeinsames Bildungsmaterial zu entwickeln: die Education Box #2030 für Schüler:innen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum Meeresschutz, Plastikmüllvermeidung und die Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene alle betrifft.

Konzeptionell entwickelt und koordiniert wurde das Projekt durch das Team der SBNE. Mit unterschiedlichen Partner:innen wie z.B. der Biologischen Anstalt Helgoland/ Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung, der Fotojournalistin Christiane Flechtner, dem Start-Up Merijaan und der Jugendkunstschule Charlottenburg-Wilmersdorf wurden Module/Workshops entwickelt. Hierbei wurden die Partner:innen pädagogisch beraten. Ziel ist es, Inhalte über Meeres-, Umwelt- und Artenschutz zu vermitteln, Handlungsoptionen im globalen Kontext zu entwickeln und lokal umzusetzen. Unterstützt wurde das Projekt außerdem von der Illustratorin und Grafikdesignerin Marie Wolf, die u.a. an der HTW Berlin doziert und dort ein Semesterprojekt „Interkulturelle Bildsprache und nonverbale Kommunikation“ durchgeführt hat. Das nachhaltige Verpackungsdesign und Layout für die Education Box #2030 entwickelten Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) im Rahmen eines Praxisseminars.

Insgesamt besteht die Education Box #2030 aus 10 Tools, ähnlich einem Werkzeugkasten. Alle Tools sind auf Englisch. Sie ist ein großartiges Werkzeug für Schüler:innen, um das globale Problem des Plastikmülls in den Ozeanen zu verstehen. Das Besondere an dieser Box ist, dass sie Schüler:innen aus ganz unterschiedlichen Ländern verbindet. Die Education Box #2030 unterstützt die Lehrer:innen darin, die SDGs in den Lehrplan einzubinden, außerschulische Lernorte zu entdecken und Projektarbeit zu fördern. Im November 2021 wurde die Education Box #2030 offiziell veröffentlicht. Für die offizielle Übergabe der Bildungsboxen waren die Partner:innen aus Sri Lanka angereist. Insgesamt gibt es 10 Boxen; 5 in Berlin, 5 in Kalpitiya. Seit Anfang 2022 arbeiten 2 bezirkliche Schulen, 2 Berliner NGOs, sowie 1 internationale NGO mit Einsatzort in Griechenland mit der Education Box #2030. Seit August 2022 arbeiten insgesamt 6 Schulen in Kalpitiya mit der Education Box #2030. Eine Box wird von 2 Schulen geteilt.

Um sich über den praktischen Umgang mit der Education Box #2030 im Schulalltag auszutauschen, reiste die Berliner Delegation (3 Lehrer, 2 Vertreter:innen des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf) im Januar 2023 nach Sri Lanka und besuchte 6 Schulen vor Ort. Thema war das Feedback zur die Education Box #2030 und ein sehr bewegender Austausch. Dieser fand in Ausstellungsräumen zur Wiederverwendung von Plastikmüll oder in Tanz- und Theateraufführungen zum Thema Mikroplastik und Meeresschutz statt. Die Delegation organisierte erfolgreich einen Workshop mit allen Lehrer:innen und Vertreter:innen der Stadtverwaltung im Rathaus von Kalpitiya.

Im Oktober und November 2023 fand die internationale Jugendkonferenz IYC Water in Charlottenburg-Wilmersdorf statt. Aufgrund von Umweltverschmutzung und des vom Menschen verursachten Klimawandels werden die Wasserressourcen weltweit alarmierend knapp. Hinzu kommen die ungerechte Verteilung der Wasserressourcen und die Ausbeutung der Grundwasserressourcen durch multinationale Konzerne. Rund um den Globus setzen sich engagierte Jugendliche mit dieser akuten Problematik auseinander und erforschen Handlungsoptionen, um nachhaltige Wasserschutzkonzepte auf lokaler Ebene umzusetzen. Insgesamt 9 Jugendgruppen aus 7 Partnerkommunen haben bei der internationalen Jugendkonferenz teilgenommen. Außerdem kamen 9 Gäste aus Kalpitiya/Sri Lanka zu der Konferenz – 4 Schüler:innen aus 2 Partnerschulen, 1 Vertreter der Stadtverwaltung, 2 Lehrer:innen, 1 Projektkoordinatorin und 1 Mitarbeiter von Kitesurfing Lanka. Es wurden Projekte und Bedürfnisse vorgestellt, gemeinsam Berliner Best Practices entdeckt und Erfahrungen ausgetauscht. Workshops, Exkursionen, Interviews mit Expert:innen, Künstler:innen und Politiker:innen ergänzten die inhaltliche Auseinandersetzung über die Woche hinweg. Die Jugendlichen waren in Teams eingeteilt und besuchten die Expert:innen des Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V., der Berliner Regenwasseragentur, des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im
Forschungsverbund Berlin e.V., a tip: tap e.V., Merijaan und Entretempo Kitchen Gallery. Am letzten Tagen stellten die Konferenzteilnehmer:innen in Gruppenpräsentationen ihre Themenschwerpunkten im Kontext der Berliner Best Practice Orte vor.

Während dieser Delegationsreise im Januar 2023 kam die Idee auf, ein gemeinsames Tanzprojekt zwischen der Nelson-Mandela Schule in Wilmersdorf und der St Anne’s Schule in Kalpitiya zu organisieren. Hierzu haben sich die beiden verantwortlichen Lehrer miteinander verbunden und ein gemeinsames Konzept entworfen. Im März 2024 fand der Schüleraustausch zwischen der Nelson-Mandela-Schule und der St Anne’s School/Sri Lanka statt. Gemeinsam wurde das Tanztheater „Wah-Du-Raa“ entwickelt. Das Stück ist nach dem gleichnamigen Geschenk “Wah-Du-Raa” benannt, das der NMS im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen Charlottenburg-Wilmersdorf und Kalpitiya überreicht wurde. “Wah Du Raa” ist ein Tanztheaterstück, das die Prinzipien der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) nahtlos miteinander verwebt. Die Aufführung ist inspiriert von der kreativen Ästhetik des Improvisationstheaters, dem dynamischen und ausdrucksstarken Tanzstil des sogenannten “German Dance” und dem reichen kulturellen Erbe der traditionellen Kandyan-Tänze aus Sri Lanka.

Ab März 2024 werden Schülerarbeitsgruppen zu den 17 Nachhaltigkeitszielen in Kalpitiya aufgebaut. Hierzu arbeitet die Projektkoordination vor Ort mit der lokalen Bildungsbehörde und Akteuren im Tourismus zusammen. Außerdem wird eine Kooperation mit dem British Council aufgebaut, um zugeschnittenen Englischunterricht anzubieten.

Gefördert durch Engagement Global gGmbH im Rahmen des Servicestelle Kommunen in der Einen Welt-Programms mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).