Bio, fair und nachhaltig – gesund essen und leben in Charlottenburg-Wilmersdorf

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist bereits seit 2011 Fair-Trade Town. Um das Bewusstsein der Verwaltungsmitarbeiter:innen und der Bürger:innen für die Themen rund um bio, fair und nachhaltig zu stärken, arbeitet unser Team der Stabsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung daran, den Fair-Trade Gedanken flächendeckend zu verankern und die Möglichkeiten zu erhöhen, fair gehandelte Produkte zu erwerben. Dazu gab es im November 2018 einen BA-Beschluss, der gesundes Essen und Leben in Charlottenburg-Wilmersdorf fördert.

Dieser Flyertext ist ein Resultat aus diesem BA-Beschluss Nr. 146 vom 06. November 2018. Seit dem Beschluss vor vier Jahren sind die Themen rund um den fairen Handel und ökologischen Anbau wichtiger geworden. Dies ist unter anderem der Berliner Ernährungsstrategie und dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) zu verdanken. Das BEK 2030 ist ein zentrales Instrument auf dem Weg zu einer klimaneutralen Hauptstadt. Die Reduzierung der CO2 Emissionen durch Veranstaltungen spielt eine wichtige Rolle für die Erreichung des Berliner Klimaneutralitätsziels im Rahmen der Umsetzung des BEK 2030. Dazu wurde ein berlinweiter Handlungsleitfaden zu Klimaneutralen Veranstaltungen entwickelt.

Unser Leitfaden richtet sich an die Verwaltungsmitarbeiter:innen und Bürger:innen in Charlottenburg-Wilmersdorf und ist ein wichtiges Instrument, um unseren Bezirk Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten.

Leitfaden zur Beschaffung von Lebensmitteln aus dem Fairen Handel und ökologischen Anbau im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf (auf Grundlage des BA-Beschlusses Nr. 146 vom 6.11.2018)

Dank des globalen Handels können wir Produkte aus der ganzen Welt konsumieren. Dieser konventionelle Handel ist jedoch oftmals alles andere als fair – Kinderarbeit, fehlender Arbeitsschutz, ausbeuterische Arbeit, Umweltverschmutzung sind nur einige der unfairen Facetten globaler Lieferstrukturen. Bereits seit den 70er Jahren gibt es daher die Entwicklung des Fairen Handels, der u.a. einen sicheren Lohn, gerechtere Lieferketten, bessere Gesundheitsversorgung und nachhaltige Unterstützung der Kooperativen der Kleinbäuer:innen fördert. Ebenso bedeutend ist für alle Produzent*innen der ökologische Anbau. Er fördert den Umweltschutz, besonders dann, wenn die Produkte regional sind. So werden unsere Ressourcen geschont und weniger klimaschädliche Treibhausgasemissionen verursacht. Die öffentliche Beschaffung in Deutschland hat großes Gewicht: ca. 300 Milliarden Euro jährlich. Wir als Kommune tragen durch unser Einkaufsverhalten eine entscheidende Verantwortung hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz sowie fairer Arbeitsbedingungen weltweit. Und haben dadurch gleichzeitig die Möglichkeit mit unserem Kaufverhalten aktiv für gerechtere Handelsstrukturen weltweit beizutragen.

Zu diesem Zweck regelt der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf die Beschaffung von Produkten für den eigenen Verbrauch (z.B. Veranstaltungen und öffentliche Sitzungen) und ihre Vergabe- und Ausschreibungspraxis für Catering, Zuwendungsempfänger:innen und die Verpachtung bezirklicher Räume und Kantinen seit dem 6. November 2018. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf trägt bereits seit 2011 den Titel „Fair Trade Town Charlottenburg-Wilmersdorf“ und ist Vorreiter aller Berliner Bezirke. Die ehrenamtliche Fair Trade Town Kerngruppe engagiert sich durch Aktionen und Infoveranstaltungen zu Fair Trade im Bezirk. Mit dem Beschluss und dessen Umsetzung wird ein Zeichen gesetzt, dass sich auch die Bezirksverwaltung für gerechtere Handelsbedingungen und damit für nachhaltigen Konsum und Produktion einsetzt.
Diesen Beschluss möchten wir Ihnen kurz vorstellen und Tipps geben, wie und wo Sie Produkte aus dem Fairen Handel und ökologischer Produktion für die faire Beschaffung im Amt einkaufen können.

Der Beschluss

Ob öffentliche Sitzung, Bildungsveranstaltung, Netzwerktreffen – seit dem 6. 11.2018 ist die faire Beschaffung im Bezirksamt geregelt. Wen betrifft dieser Beschluss?

Die Bezirksverwaltung, ihre Einrichtungen und Zuwendungsempfänger:innen sowie Pächter:innen und Nutzer:innen bezirklicher Räume, Veranstaltungen wie z.B. Märkte, für die bezirkliche Genehmigungen und Sondernutzungserlaubnisse benötigt werden.

Bei folgenden Produktgruppen dürfen im Beschaffungswesen und bei Ausschreibungen nur noch Produkte Berücksichtigung finden, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention Nr. 182 hergestellt wurden und ökologisch angebaut/produziert wurden:

Tee (außer Kräuter- und Früchtetee): Bio und Fair Trade 100% (Nachweis per Gütesiegel)
Kaffee: Bio und Fair Trade
(Nachweis per Gütesiegel)
Bananen: Bio und Fair Trade
(Nachweis per Gütesiegel)
Orangensaft: Bio und Fair Trade
(Nachweis per Gütesiegel)
Schokolade: Fair Trade
(Nachweis per Gütesiegel)
Lebensmittel am geldwerten Einsatz: 25% der insgesamt eingekauften Lebensmittel müssen ökologisch und regional hergestellt sein (Gütesiegel)

Wann und wo greift der Beschluss?

Hier einige Beispiele:

• Bei öffentlichen Sitzungen: z.B. Ausschank und Verwendung von Kaffee, Kakao, Tee oder Orangensaft aus Fairem Handel
• In Mensen/Kantinen/Betriebsküchen: Gewürze, Frischfrüchte, Reis, Zucker, etc.
• Spezielle Anlässe/Preisverleihungen: Präsentkörbe mit fair gehandelten Produkten (Schokolade, Wein, Honig, Blumen, etc.)
• Fairtrade-Fußbälle in Schulen und im Vereinssport
• Baumwolltaschen und T-Shirts als Geschenke für spezielle Anlässe
• Fair gehandelte Blumen als Tischschmuck/Dekoration; Blumensträuße zu Jubiläen

Bei der Ausschreibung von „gefährdeten“ Produkten wird folgender Passus aufgenommen bzw. beim Einkauf analog angewandt: „Berücksichtigung finden nur Produkte, die ohne schädliche Kinderarbeit im Sinne der ILO-Konvention Nr. 182 hergestellt sind. Bei Produkten oder Teilen von Produkten, die in Asien, Afrika oder Mittel- und Südamerika hergestellt oder verarbeitet worden sind, ist dies durch die Zertifizierung einer unabhängigen Organisation oder eine entsprechende Selbstverpflichtung nachzuweisen.“

Kontrolle / Nachweis

Bei der Vergabe bzw. im Einkauf ist die Einhaltung der ILO-Konvention Nr. 182 wie folgt zu überprüfen: Produkte mit einem anerkannten Siegel oder von anerkannten Importorganisationen des fairen Handels werden nachweislich ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt. Hierbei handelt es sich insbesondere um Produkte mit dem Trans-Fair-Siegel (z. B. für Produkte wie Orangensaft, Tee, Kaffee, Kakao, Kakaoprodukte) und dem Bio-Siegel.

Für diese Produkte sind keine weiteren Nachweise erforderlich. Bei Produkten ohne ein entsprechendes Siegel oder von anderen Importeuren, müssen die anbietenden Firmen eine Erklärung vorlegen, worin bestätigt wird, dass weder sie noch ihre Zulieferfirmen die Produkte mittels ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt haben. Die Selbstverpflichtungserklärung ist als Vertragsbestandteil in die Auftragsvergabe aufzunehmen bzw. muss vor dem Einkauf vorliegen.

Wo kaufe ich fair gehandelte und Bio-Produkte?

Die o.g. Produkte gibt es inzwischen in allen größeren Supermärkten sowie Bioläden. Sie sind gut an den Gütesiegeln erkennbar. Spezialisten für den Fairen Handel sind und bleiben die Weltläden, die neben einem großen Sortiment an fairen Produkten auch umfangreiches Infomaterial zum Thema anbieten.

Fair Trade Point im Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf

Um die Umsetzung des Beschlusses zu erleichtern, gibt es ein Fair Trade Point im Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie finden den Fair Trade Point im Culinary Kiosk, Alt-Lietzow 12, 10587 Berlin. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis donnerstags von 12 bis 14 Uhr. Dort haben Sie die Gelegenheit, Produkte zu probieren und einzukaufen. Neben einem bunten Sortiment an fair gehandelten Produkten gibt es auch Informationen rund um Fairen Handel. Die Fair Trade Town Gruppe Charlottenburg-Wilmersdorf wird Sie zu ausgewählten Aktion einladen.

Öffnungszeiten:

Dienstags bis donnerstags von 12 bis 14 Uhr
Ansprechpartner: Michael Frühbis, Vimonda GmbH, Alt-Lietzow 12 in 10587 Berlin, Mail: mf@vimonda.berlin

Weitere Einkaufsmöglichkeiten im Bezirk

Beispiele für Läden mit Fair Trade und Bio-Produkten:

• Weltladen A Janela Emser Str. 45 in 10719 Berlin ajanela.de
• Gemeinwohl-Bioladen Lylla Seelingstraße 18 in 14059 Berlin gemeinwohl-bioladen.de
• Brotgarten GmbH in Charlottenburg Seelingstraße 30 in 14059 Berlin
• FAIR unverpackt Düsseldorfer Str. 12 in 10719 Berlin fair-unverpackt.de
• Kostbar Naturkost Leonhardt Straße 2 in 14057 Berlin kostbar-naturkost.de
• Bio-Company Wilmersdorfer Str. 107 in 10629 Berlin biocompany.de
• Rewe City Otto-Suhr-Allee 80 in 10558 Berlin rewe.de (auch Onlineshop mit Lieferservice)
• Aldi Leibniz Str. 73 in 10625 Berlin aldi-nord.de
• dm Wilmersdorfer Str. 46 in 10629 Berlin dm.de (auch Onlineshop mit Lieferservice)
• Rossmann Otto-Suhr Alle 94 in 10585 Berlin rossmann.de
• Edeka Hermann Alt-Lietzow 15-19 in 10587 Berlin edeka24.de

Beispiele für Fair Trade Blumenläden:

• Blumen Design am Adenauerplatz Wilmersdorfer Str. 95 in 10629 Berlin blumen-design-berlin.de
• Rohnke Floristik Wilmersdorfer Str. 20 in 10585 Berlin rohnke-floristik.de
• Blume 2000 Wilmersdorfer Str. 146/147 in 10585 Berlin blume2000.de

Beispiele für nachhaltiges Catering in Berlin:

• Die Stulle Carmerstrasse 10 in 10623 Berlin die-stulle.com
• GutesDrauf Benfelder Straße in 13088 Berlin gutesdrauf.de
• Natural’Mente Schustehrusstrasse 26 in 10585 Berlin naturalmente.de
• Natürlichhäppchen Konrad-Wolf-Strasse 68 in 13055 Berlin natuerlichhaeppchen.de
• Kernvoll Samariterstraße 34 und 34a in 10247 Berlin kernvoll.de
• Anna vom Feld Pestalozzistrasse 49 in 10627 Berlin anna-vom-feld.de

Für weitere Informationen stehen wir gern zur Verfügung.
Team SBNE
Stabsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung
Otto-Suhr-Allee 100
10585 Berlin

Mail: sbne@charlottenburg-wilmersdorf.de

„Leitfaden zum Kauf fair gehandelter und Bio-Lebensmittel in Charlottenburg-Wilmersdorf“; Herausgeberin Stabsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung/Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. März 2019

Weiterführende Informationen zu nachhaltiger Beschaffung in der Kommune:
Kompass Nachhaltigkeit: https://www.kompass-nachhaltigkeit.de
(alles von A-Z)

Eine Initiative der Stabsstelle Bildung für nachhaltige Entwicklung des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Gefördert durch die Engagement Global gGmbH im Rahmen des Servicestelle Kommunen in der Einen Welt-Programms mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

(Faires Frühstück. Foto: Ilka _Karakurt)